Briesmann, Johannes (1488–1549)

Johannes Briesmanns reformatorische Predigt in Cottbus (1522)

Johannes Briesmann

Johannes Briesmann gehört zu den ersten evangelischen Predigern, die im Kurfürstentum Brandenburg für die Reformation warben. Er wurde 1488 in Cottbus geboren, studierte wohl seit 1505, trat dem Franziskanerorden bei und wurde zum Priester geweiht. Bis 1522 hielt er sich als Franziskaner abwechselnd an den Universitäten Wittenberg und Frankfurt (Oder) auf, wo er Theologie studierte und selbst zu lehren begann. In Wittenberg kam er Kontakt zu Luther und wurde für die Reformation gewonnen. 1522 mußte er wegen einer Ausweisungsverfügung des Wittenberger Stadtrats gegen alle Bettelmönche die Stadt verlassen und wandte sich in seine Heimatstadt Cottbus. Hier wohnte er wahrscheinlich im Cottbuser Franziskanerkonvent. In Cottbus begann Briesmann im Sinne der Reformation zu predigen und sammelte eine Gruppe von Sympathisanten um sich. Dadurch geriet er in Konflikt mit seinen Ordensoberen und den weltlichen Obrigkeiten.

Es ist nicht genauer bekannt, wie und was Briesmann in Cottbus gepredigt hat. Allerdings gibt eine 1523 veröffentlichte Flugschrift Briesmanns („Unterricht und Ermahnung an die christliche Gemeinde zu Cottbus“) einen Eindruck von seiner eng an Luther angelehnten Predigtweise. Der Rechtfertigungsglaube und die Nächstenliebe, die beide aus der Beziehung des Christen zu Christus hervorgehen, sind für Briesmann das Signum christlicher Existenz, wie sie die Reformation aufgrund der Bibel wiederentdeckt hat: „Alßo hab ich beyde stuck / den glawben vnd die liebe altzeyt zusammen gefasset / denn sie mügen von eynander nicht gescheyden werden / vnd es vnmüglich ist / das der glawb on vnterlas / gott tzu liebe und lobe / vnd dem nehsten tzunutz / nit sollt gutts wercken. Denn wie du durch den glawben / gehest ynn Christum / vnd durch Christum tzu gott. Alßo mustu durch die liebe widderumb / auß Christo gehen tzu deynem nehsten / yhm guttis tzuthun / tzu dienen / tzu rahten vnnd tzuhelffen / mit all deynem vermügen / wie dyr Christus than hatt“ (VD16 B 8307, fol. B 2r/v).

Ausgewiesen aus Cottbus kehrte Briesmann Ende 1522 zurück nach Wittenberg, von wo aus er 1523 als Prediger nach Preußen berufen wurde. Hier spielte er als Prediger am Königsberger Dom und enger Vertrauter des Deutschordenshochmeisters und späteren Herzogs Albrecht von Brandenburg-Ansbach eine entscheidende Rolle beim Aufbau eines reformatorischen Kirchenwesens. Unter anderen war er Mitverfasser der Preußischen Kirchenordnungen von 1525 und 1544, übernahm an unterschiedlichen Stellen Verantwortung für die Umgestaltung der Kirche und war an der Gründung der Universität Königsberg beteiligt. Großen Einfluß hatte er auch auf die Ausgestaltung der Reformation in Livland.

Andreas Stegmann

Inschrift Epitaph Briesmann

Weiterführende Literatur:

Heimann, Heinz-Dieter: Dr. Johannes Briesmann (1488–1549): Barfüsser und gewesener Mönch. Hybride Konfessionskultur im Selbstzeugnis eines franziskanischen Gelehrten und Anhängers Martin Luthers (in: Hybride Identitäten in den preußisch-polnischen Stadtkulturen der Aufklärung. Studien zur Aufklärungsdiffusion zwischen Stadt und Land, zur Identitätsbildung und zum Kulturaustausch in regionalen und internationalen Kommunikationsnetzwerken, hg. v. Joanna Kodzik u. Włodzimierz Zientara, Bremen 2016, 173–187)

Stupperich, Robert: Johann Briesmanns reformatorische Anfänge (Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte 34, 1939, 3–21)

Tschackert, Paul: Einleitung (in: Urkundenbuch zur Reformationsgeschichte des Herzogthums Preußen, hg. v. Paul Tschackert, Bd. 1 Leipzig 1890, hier: 41−48)

Diesen Beitrag drucken

zurück zum Überblick