19.5.2016: Vortrag „Deus pro nobis, quis contra nos? Anmerkungen zur Reichs- und Religionspolitik Kurfürst Joachims I. von Brandenburg“ von Prof. Dr. Wilhelm Ernst Winterhager

Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte referiert Prof. Dr. Wilhelm Winterhager (Philipps-Universität Marburg) über den brandenburgischen Kurfürsten Joachim I.

Im traditionellen brandenburgisch-preußischen Geschichtsbild nimmt Kurfürst Joachim I. von Brandenburg keine herausragende Stellung ein.  Man kennt ihn vor allem als erbitterten Gegner Luthers und der Reformation – eine Rolle, die ihm bei der Mehrheit der Zeitgenossen wie der Nachlebenden kein besonders gutes „Image“ eingebracht hat.  Bei näherem Hinsehen freilich ergibt sich, dass wir über die Politik und die Persönlichkeit Joachims I. erstaunlich wenig wissen: Die historische Forschung hat sich der langen Epoche seiner Regentschaft (1499–1535) eher nur punktuell zugewandt, und eine moderne kritische Biographie Joachims fehlt ganz. So kann der Vortrag nur Schlaglichter liefern – mit dem Ziel, einige Grundzüge und Charakteristika des politischen Handelns des Kurfürsten herauszuarbeiten. Das Titelzitat (Römer 8, 31: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“) stammt aus einem Brief Joachims an seinen Bruder Albrecht vom Juni 1514 – geschrieben im Triumphgefühl, nachdem man gemeinsam die Wahl Albrechts zum Erzbischof von Magdeburg (1513) und nun auch zum Kurfürst-Erzbischof von Mainz erreicht hatte.  Das hier zum Ausdruck kommende herrscherliche Hochgefühl und Selbstbewusstsein Joachims, das durch die frühen Erfolge seiner Politik beflügelt wurde, wird mit den Niederungen, Risiken und Misserfolgen der späteren Zeit kontrastiert. In der Bilanz zwischen Gelingen und Scheitern werden indes nur behutsame, vorläufige Urteile möglich sein.

Der Vortrag findet in Hörsaal 013 der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin statt (Burgstraße 26, 10178 Berlin, S Hackescher Markt). Er ist offen für alle Interessierten.