Andreas Musculus

Andreas Musculus

Andreas Musculus (Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37090945)

Zu den prägenden Gestalten der brandenburgischen Reformation gehört Andreas Musculus (1514‒1581). Als Pfarrer an St. Marien in Frankfurt (Oder), als Theologieprofessor an der Viadrina und als Generalsuperintendent prägte Musculus die evangelische Landeskirche nachhaltig. Geboren 1514 als Andreas Meusel – Musculus („Mäuschen“) ist die lateinische Gelehrtenform des Namens – im sächsischen Schneeberg studierte er in Leipzig, Wittenberg und Frankfurt Theologie. Gelernt hat er vor allem bei Martin Luther, dessen Auffassung vom Christentum ihn lebenslang prägte. 1542 wurde Musculus Prediger an St. Nikolai in Frankfurt (Oder) und 1544 Pfarrer an der Frankfurter Hauptkirche St. Marien. Dieses Pfarramt war und blieb sein kirchliches Hauptamt bis zum Lebensende. Wie in der damaligen Zeit durchaus üblich nahm er zugleich seit 1544 eine theologische Professur an der von Kurfürst Joachim II. im Sinne von Reformation und Humanismus erneuerten Frankfurter Universität wahr. Mit seinem Doppelamt gehörte der damals erst dreißigjährige Musculus zur brandenburgischen Funktionselite. Das zeigte sich auch darin, dass er in erster Ehe mit der Schwester von Hofprediger und Generalsuperintendent Johannes Agricola verheiratet war, mit dem ihn theologisch und kirchenpolitisch viel verband. In das höchste Leitungsamt der Landeskirche stieg Musculus 1566 auf: Er wurde kurbrandenburgischer Generalsuperintendent. In diesem Amt half er, den Regierungswechsel 1571 und die Kirchenpolitik des neuen Kurfürsten Johann Georg organisieren. So war er 1572/73 an der Revision der kirchlichen Ordnungen beteiligt und überwachte als Leiter der Visitationskommission deren Umsetzung bei der folgenden, mehrere Jahre dauernden Generalkirchenvisitation.

Musculus‘ Bedeutung für das entstehende brandenburgische Luthertum liegt aber nicht nur in seiner kirchlichen Leitungs- und seiner akademischen Lehrtätigkeit, sondern auch in seinen Beiträgen zur lutherischen Konfessionskultur. Grundlegend war seine Beteiligung an der Beilegung der innerlutherischen Lehrstreitigkeiten und an der 1577 verabschiedeten Konkordienformel. Diese letzte Bekenntnisschrift des Reformationszeitalters definierte die lutherische Konfession und wurde auch für das märkische Luthertum grundlegend. In zahlreichen theologischen Schriften entfaltete Musculus sein Verständnis der lutherischen Lehre und schärfte ein, was das Christusheil und die Rechtfertigung aus dem Glauben bedeuteten. Dazu gehörte auch die klare Abgrenzung gegen konkurrierende Auffassungen von römisch-katholischer oder reformierter Seite. Seine für eine breitere Leserschaft bestimmten Werke, darunter Katechismen, Gebet- und Andachtsbücher sowie die berühmten Teufelsbücher, zeigten, wie lutherische Christen zu glauben und zu leben hatten. Musculus versuchte selbst ein Vorbild für diesen Glauben und das aus ihm hervorgehende christliche Leben zu sein.

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