Brandenburger auf dem Trienter Konzil (1551/52)

Brandenburger auf dem Trienter Konzil (1551/52)

Die Versammlung der Konzilsväter in der Kathedrale von Trient (Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51930965)

Seit den Anfangsjahren der Reformation war ein Konzil gefordert worden: Eine Versammlung der Repräsentanten der Gesamtkirche sollte eine Kirchenreform verabschieden und so die drohende Spaltung der abendländischen Christenheit verhindern. Papst und Kurie in Rom verweigerten sich diesem Anliegen, weil sie die Gefahr der Kirchenspaltung nicht erkannten und einen Machtverlust fürchteten. Erst 1545 konnte Kaiser Karl V. mit politischem Druck die Eröffnung eines Reformkonzils durchsetzen, das allerdings zu spät kam. Im norditalienischen Trient trafen sich nur Abgesandte, die der Papstkirche treu waren. Die Protestanten Europas schlugen die Einladung aus, weil das Konzil nicht frei von päpstlichem Einfluss und nicht allein der Bibel verpflichtet war. Bevor die Trienter Konzilsväter ihre Reformen abschließend beschlossen hatten, wurde das Konzil 1547 unterbrochen.

1551 wurde es erneut eröffnet. Diesmal aber unter ganz anderen Voraussetzungen. In Deutschland hatte Kaiser Karl V. mittlerweile die Protestanten besiegt und ihnen ein Religionsgesetz (das „Interim“) auferlegt, das sie wieder zur Papstkirche zurückführen sollte. Zu den Verpflichtungen der Protestanten gehörte auch, dass sie das Trienter Konzil besuchen mussten. Kurfürst Joachim II., der das Interim zwar äußerlich mittrug, es faktisch aber ignorierte, konnte sich der Einladung nicht entziehen. Aber nicht der Wunsch nach der Wiedervereinigung der Kirche unter der Führung des Papsts veranlasste ihn, eine Delegation nach Trient zu schicken, sondern machtpolitisches Kalkül: Er wollte seinen Sohn Markgraf Friedrich als Erzbischof von Magdeburg bestätigen lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste die kurbrandenburgische Konzilsdelegation den Kurfürsten und seinen Sohn als treue Söhne der Papstkirche präsentieren und allen Verdacht reformatorischer Sympathien zu zerstreuen versuchen.

Natürlich wussten die Trienter Konzilsväter und die päpstliche Kurie, dass sich Joachim II. nicht plötzlich zur Papstkirche zurückgewandt hatte. Man glaubte seinen Beteuerungen nicht. Dennoch bestätigte man Markgraf Friedrich als Erzbischof von Magdeburg. Denn man wollte die Hohenzollern nicht vor den Kopf stoßen, sondern lieber mit eigenem Entgegenkommen Zugeständnisse der Gegenseite erreichen. Angesichts der Verfestigung der konfessionellen Kirchentümer auf beiden Seiten stand nicht mehr der religiöse Ausgleich, sondern der politische Profit im Mittelpunkt – und um des Profits willen konnten Protestanten und Katholiken ihr Bekenntnis durchaus verleugnen.

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