Das Interim in Brandenburg (1547/48)

Das Interim in Brandenburg (1547/48)

Karl V. als Sieger im Schmalkaldischen Krieg (Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22617836)

Während der 1540er Jahre entstand in der Mark eine evangelische Landeskirche nach Wittenberger Vorbild. Widerstand dagegen gab es kaum, vielmehr trafen die kirchlichen Reformen auf breite Zustimmung. Doch es gab eine Gefahr: die Lage im Reich. Brandenburg war Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und die Mehrheit der Territorien – nicht die Mehrheit der Bevölkerung! – blieb der Papstkirche treu. Seit 1521 galt im Reich ein Reformationsverbot: Das Wormser Edikt untersagte alle kirchlichen Neuerungen. Die papsttreuen Reichsstände versuchten dieses Verbot mit friedlichen und gewaltsamen Mitteln durchzusetzen.

So griff Kaiser Karl V. 1546 angesichts des scheinbar unaufhaltsamen Fortschreitens der Reformation zu den Waffen und besiegte die protestantischen Führungsmächte im Reich. Seine im Schmalkaldischen Krieg gewonnene militärische Übermacht nutzte er, um den Protestanten im Reich durch ein Religionsgesetz die Rückkehr zur Papstkirche aufzuerlegen. Dieses „Interim“ machte zwar einige Zugeständnisse wie den Laienkelch oder die Priesterehe, bedeutete aber faktisch den Bruch mit der Reformation. So forderte es die Wiederherstellung der römischen Messe, die Anerkennung des Papsts oder die Rückkehr zur traditionellen Heiligenverehrung.

Die protestantischen Fürsten und vor allem die evangelische Bevölkerung waren nicht bereit, sich diesem Diktat zu fügen. Das galt im Grunde auch für Brandenburg. Allerdings kam es hier zu der kuriosen Situation, dass Kurfürst Joachim II. aus politischen Gründen das Interim hatte unterstützen und dafür Werbung machen müssen, ohne dass er es inhaltlich akzeptierte oder gar für Brandenburg verbindlich machen wollte. Die Folge war ein doppeltes Spiel: Der Kurfürst demonstrierte zwar Loyalität zum Kaiser, unternahm aber keinen Versuch, das Interim in Brandenburg umzusetzen. Dieses doppelte Spiel brachte ihm und seinem Hofprediger Agricola den Zorn der protestantischen Öffentlichkeit ein, der sich in Spottgedichten und Karikaturen äußerte. Erst als sich 1552 durch eine militärische Niederlage des Kaisers die politischen Rahmenbedingungen änderten, ließ auch der Kurfürst das Interim fallen. Sein Bruder, der in der Neumark herrschte, hatte es gar nicht so weit kommen lassen: Er hatte sich von Anfang und konsequent verweigert. Aber für beide Teile der Mark gilt: die Kirche hier war evangelisch geworden und eine Rückkehr zur Papstkirche kam nicht in Frage.

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