Das Schicksal der märkischen Bischöfe

Das Schicksal der märkischen Bischöfe

Georg von Blumenthal, 1524-1550 Bischof von Lebus (Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8399118)

In einer Hinsicht war die brandenburgische Reformation ein historisches Unikum in Deutschland: Sie geschah mit Zustimmung und Hilfe eines Diözesanbischofs. Die Wittenberger Reformatoren hatten gehofft, die kirchliche Hierarchie für die Reformation gewinnen und die Kirche zusammen mit den Diözesanbischöfen erneuern zu können. Doch diese Hoffnung hatte sich angesichts der Verschränkung kirchlicher und politischer Macht im deutschen Episkopat zerschlagen: Die Bischöfe waren zugleich weltliche Territorialherrscher und diese bischöflichen Herrschaften blieben nur erhalten, wenn sie der Papstkirche treu waren. Die Reformation musste also gegen den Willen der Diözesanbischöfe eingeführt, und die diözesanbischöflichen Strukturen durch neue Aufsichts- und Verwaltungsstrukturen ersetzt werden. Das bischöfliche Amt blieb in der Reformation erhalten, nur anders organisiert und benannt: Visitatoren und Superintendenten traten an die Stelle von Diözesanbischöfen. So verhielt es sich auch mit den Bischöfen von Lebus und Havelberg: Diese verweigerten sich der kirchlichen Neuordnung in der Mark Brandenburg und verloren darum ihr kirchlichen Befugnisse. Formal blieben sie zwar im Amt, doch waren sie seit 1540 nur noch weltliche Herren über die kirchlichen Güter. Ein märkischer Bischof jedoch hatte sich der Reformation geöffnet, ihre Durchsetzung in der Mark Brandenburg begleitet und sie mit der Feier des ersten offiziellen evangelischen Abendmahls und der Bestätigung der reformatorischen Kirchenordnung gefördert: der Brandenburger Bischof Matthias von Jagow. Matthias heiratete sogar 1541 und markierte damit seinen Übergang zum evangelischen Glauben und Leben. Ursprünglich wollte Kurfürst Joachim II. auf Bischof Matthias Rücksicht nehmen und ihm seine kirchenleitenden Befugnisse belassen. Der Bischof forderte die Beteiligung an der Umsetzung der Reformation auch selbst ein. Bald schon aber erschien Matthias in den Augen des Kurfürsten als Störfaktor: Die kirchliche Neuordnung ließ sich schneller und leichter durchführen, wenn die Bischöfe außen vor blieben. Das landesherrliche Kirchenregiment, das typisch war für die reformatorischen Landeskirchen, ließ keinen Platz für die Diözesanbischöfe. Matthias musste sich enttäuscht zurückziehen. Wie seine Amtsbrüder in Lebus und Havelberg war er dem Namen nach noch Bischof, tatsächlich aber seiner kirchlichen Leitungsbefugnisse beraubt. Er beschränkte sich notgedrungen auf seine weltlichen Herrschaftsfunktionen und zog sich ins Private zurück. Für Deutschlands einzigen evangelisch gewordenen Diözesanbischof war kein Platz in der evangelischen Kirche.

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