Die erste offizielle evangelische Predigt (September 1539)

Die erste offizielle evangelische Predigt (September 1539)

Georg Buchholzer (Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25653882)

Reformatorische Kirche ist ein ,Geschöpf des Gottesworts‘ (creatura verbi): Sie entsteht durch die Verkündigung des Evangeliums, sie orientiert sich an der Bibel und ihre Lehre und ihr Leben kreisen um das Wort. Reformation beginnt darum immer mit dem Wort. So war es auch in der Mark Brandenburg. Lange vor der offiziellen Einführung der Reformation hatte sich die Reformation durch Prediger, Bücher oder Lieder verbreitet, die den Menschen das Gotteswort nahebrachten. Seit 1535 wurde die reformatorische Verkündigung vom Landesherrn nicht mehr unterdrückt, wenn sie auch nicht offiziell zugelassen war. Diesen Schritt machte Kurfürst Joachim II. erst im Spätsommer 1539. Nach und nach hatte er zuvor die Einführung der Reformation vorbereitet. Den Auftakt zu dieser Einführung machte eine Predigt. Der märkische Chronist Peter Hafftiz berichtet von ihr: „In diesem Jahre [1539] ist Herr Georgius Buchholtzerus von Arenswalde aus der New-Marcke gegen Berlin vocirt ankommen vnd hat am 15. Sontag post Trinitatis die Erste Euangelische Predigt im Thumstifft zu Cöllen gethan, Ist darauf zum Probst zum Berlin angenomen vnd 26 Jahr mit predigen, Sacrament verreichen, verrichtung vnd pflegung anderer christlicher ceremonien der Kirchen fleisig vnd getrewlich fürgestanden“.

Was besagt diese Notiz? Im September 1539 besetzte der Kurfürst die Stelle des leitenden Geistlichen von Berlin-Cölln (des Propsts) mit einem evangelischen Pfarrer: Georg Buchholzer. Buchholzer war zuvor in Arnswalde in der Neumark Pfarrer gewesen und hatte sich dort als Gestalter der neumärkischen Reformation profiliert. Bei Amtsantritt hielt Buchholzer eine Predigt, und zwar in der Domkirche neben dem Schloss, der Hofkirche des Kurfürsten: am 14. September, dem 15. Sonntag nach Trinitatis. Er predigte evangelisch. Natürlich nicht als erster überhaupt in der Mark, aber als erster mit der ausdrücklichen Zulassung des Kurfürsten. Es war die erste offizielle evangelische Predigt im Kurfürstentum Brandenburg und als solche ein klares Signal für den religionspolitischen Kurswechsel des Kurfürsten. Ganz bewusst machte der Kurfürst diesen evangelischen Pfarrer zum Berliner Propst und übertrug ihm damit die Aufgabe, die Kirche in der Doppelstadt Berlin-Cölln im Sinne der Reformation umzugestalten – durch das Wort, aus und in dem evangelische Kirche lebt.

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