Gegenwehr der Papstkirche ‒ Die Frankfurter Theologen auf dem Augsburger Reichstag (1530)

Gegenwehr der Papstkirche ‒ Die Frankfurter Theologen auf dem Augsburger Reichstag (1530)

Verlesung des Augsburgischen Bekenntnisses auf dem Augsburger Reichstag 1530

Die Reformation breitete sich in den 1520er Jahren scheinbar unaufhaltsam aus. Auch in Brandenburg fasste sie trotz der kurfürstlichen Verbote Fuß. Im Deutschen Reich wie in Brandenburg waren es die der Papstkirche treu ergebenen weltlichen Fürsten, die der Reformation entgegentraten. Die Kirche selbst dagegen reagierte nur zögerlich und war lange Zeit hilflos. Wie wenig die Papstkirche anfangs aus eigener Kraft gegen die Reformation auszurichten vermochte, zeigen die Dozenten der Theologischen Fakultät der Universität Frankfurt (Oder). Im Sommer 1530 fielen die Vorlesungen der Frankfurter Theologen für längere Zeit aus, weil der Kurfürst sie als Berater zum Reichstag nach Augsburg mitnahm. Auf dem Reichstag sollte über den religiösen Streit im Reich verhandelt werden, wozu die Beteiligten ihre Bekenntnisse vorlegten. Aus diesen Verhandlungen erwuchs eine kurze Schrift der Frankfurter Theologen gegen Luther: „Gegen die bekantnus Martini Luthers auff den yetzigen angestellten Reychßtag zu Augspurg, auffs neuwe eingelegt in Sibenzehen Artickel verfaßt, kurtze und Christenlich underricht, durch Conrad Wimpina, Johan Mensing, Wolfgang Redorffer Doctores etc. Rupert Elgersma Licenciaten etc.“

In deutscher Sprache wandten sich die vier genannten Frankfurter Dozenten an eine breite Öffentlichkeit und versuchten, Luther seine Irrtümer nachzuweisen. Wie ihre anderen, in der Regel lateinischen Schriften gegen die Reformation, zeigte diese Flugschrift wenig Wirkung. Die Frankfurter Theologen verstanden Luther vielfach falsch und sie begriffen auch die eigentlichen Kontroverspunkte nicht richtig. Sie waren der Meinung, man könne die biblisch begründete und auf die Rechtfertigung konzentrierte Theologie der Reformation ohne echtes Eingehen auf ihre Argumente als ketzerisch abqualifizieren. Und sie erwarteten, dass die Gläubigen sich von dieser oberflächlichen Ketzerpolemik überzeugen ließen. Es sollte noch einige Zeit dauern, bis die Papstkirche herausfand, wie man der Reformation mit Sachargumenten wirkungsvoll entgegen- und in einen produktiven Wettstreit um die christliche Wahrheit eintrat. Doch als es so weit war und die ,katholische Reform‘ begann, war es für Brandenburg zu spät. Hier setzte sich – nicht zuletzt wegen der hilflosen Reaktion der Papstkirche – die Reformation durch.

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