Joachim I. und Martin Luther

Joachim I. und Martin Luther

Kurfürst Joachim I. (Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1810903)

Anders als in anderen Regionen gab es in Brandenburg keinen „Reformator“. Die Reformation hier wurde nicht entscheidend von einem einzelnen vorangetrieben und gestaltet. Dennoch gab es eine Person, die für die kirchliche Erneuerung in der Mark große Bedeutung hatte: der Wittenberger Reformator Martin Luther. Nicht ohne Grund ist das zentrale berlin-brandenburgische Reformationsdenkmal, das im 19. Jahrhundert auf dem Neuen Markt vor der Berliner Marienkirche aufgestellt wurde, ein Lutherdenkmal.

Dass dem Wittenberger Reformator so große Bedeutung zukam, zeigt sich auch an dem verbissenen Kampf des der Papstkirche treuen Kurfürsten Joachim I. gegen Luther. Dieser Kampf war nicht nur durch den sachlichen Gegensatz motiviert, sondern hatte auch eine persönliche Dimension. Und diese persönliche Abneigung bestimmte je länger desto mehr das Verhältnis zwischen dem brandenburgischen Kurfürsten und dem Wittenberger Reformator. Offen zutage trat der persönliche Gegensatz im Jahr 1528. Zum Anlass wurde eine der außerehelichen Affären des Kurfürsten. Für die Herrschenden der Zeit, die ansonsten gerne ihre eigene moralische Integrität betonten und regelkonformes Verhalten von ihren Untertanen einforderten, waren außereheliche Beziehungen nicht unüblich. Joachim I. unterhielt mindestens zwei solche Beziehungen, die jeweils längere Zeit dauerten und aus denen Kinder hervorgingen. 1525 hatte er Katharina Hornung, die Ehefrau des Berliner Bürgers Wolf Hornung, zu seiner Mätresse gemacht. Normalerweise überging man solche außerehelichen Beziehungen von Fürsten mit Schweigen. Doch Katharina Hornung wandte sich hilfesuchend an Luther. Der nutzte die Gelegenheit, um einen seiner schärfsten Widersacher anzugreifen: Er machte in mehreren offenen Briefen 1528 und 1530 die außerehelichen Beziehungen des brandenburgischen Kurfürsten öffentlich, forderte die Rückkehr Katharinas zu ihrem Ehemann und schärfte das christliche Ideal der ehelichen Treue ein. Nachdem die Sache öffentlich geworden war, zerriss man sich allerorten den Mund über Joachim I. Es war ein veritabler Skandal, der den Kurfürsten dem öffentlichen Spott preisgab und seine Wut auf Luther anfachte. Dass bis 1535 die Reformation in Brandenburg unterdrückt wurde, hat auch mit diesen persönlichen Animositäten zu tun.

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