Joachim II. – Glaube und Kirchenpolitik nach dem Regierungswechsel (1535‒1539)

Joachim II. – Glaube und Kirchenpolitik nach dem Regierungswechsel (1535‒1539)

Die Cöllner Stiftskirche (Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45348639)

Die brandenburgische Reformation begann nicht erst am 1. November 1539. Man kann andere Daten nennen, die alle in bestimmter Hinsicht einen Beginn markieren. Dazu gehört auch der 11. Juli 1535. An diesem Tag starb Kurfürst Joachim I. und sein Sohn Joachim II. folgte ihm nach. Joachim II. sympathisierte mit der Reformation und wollte sie nun auch in seinem Land einführen. Doch das war nicht so einfach. Vor allem musste der Kurfürst auf die Verwandten, Nachbarn und Verbündeten Rücksicht nehmen, die der Papstkirche treu waren. Auch im Land war mit Widerständen zu rechnen. Dem neuen Kurfürsten erschien es klüger, vorerst nach außen hin Treue zur Papstkirche zu demonstrieren und nach innen vorsichtig die antireformatorische Kirchenpolitik zu revidieren. Kirchliche Neuerungen sollten nach und nach eingeführt und als bloße Reformen innerhalb des hergebrachten Systems deklariert werden. Das entsprach auch dem Selbstverständnis des Kurfürsten, der sich nicht als religiösen Neuerer sah, sondern als Bewahrer der ehrwürdigen kirchlichen Tradition. Diese Tradition wollte Joachim II. weiterführen, was für ihn auch hieß, problematische Entwicklungen des spätmittelalterlichen Christentums zu korrigieren und zu einem an Bibel und Kirchenvätern orientierten Glauben zurückzukehren. Diese Vorstellung einer Wiederherstellung der „alten Kirche“ stand auch im Hintergrund der Neubegründung der Stiftskirche im ehemaligen Cöllner Dominikanerkloster. 1536 übertrug der Kurfürst die direkt neben dem Residenzschloss gelegene Kirche (den „Dom“) einer bislang in der Schlosskapelle wirkenden Gemeinschaft von Stiftsherren. Das „Neue Stift“ wurde zu einem Zentrum traditionalistischer Frömmigkeitspraxis, die für den Kurfürsten ohne Weiteres mit der Reformation vereinbar war. Dass das Cöllner Stift keinen Rückschritt auf dem Weg zur Reformation bedeutete, zeigte die Entwicklung der Jahre 1537 und 1538: Zielstrebig und umsichtig bereitete Joachim II. die Einführung der Reformation vor. Geduldig wartete er auf den richtigen Zeitpunkt, während die märkische Bevölkerung immer stärker auf kirchliche Reformen drängte. Im Jahr 1539 war es dann so weit.

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