Widerstand im Kloster Heiligengrabe

Widerstand im Kloster Heiligengrabe

Kloster Heiligengrabe (Foto: Doris Antony, CC BY-SA 3.0, Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7135090)

Reformation hieß für die Klöster in der Mark entweder Schließung oder grundlegende Umgestaltung des klösterlichen Lebens. Weiter existieren durften nur ein paar ausgewählte Frauenkonvente, und zwar in Form adliger Damenstifte, in denen unverheiratete Frauen geistlich zusammenlebten und ein Mädcheninternat unterhielten. Alle Männerklöster und ein Großteil der Frauenklöster wurde geschlossen und umgenutzt. Oftmals verließen die Mönche und Nonnen schon vorher die Klöster und suchten sich einen Platz in der Welt: etwa als Gemeindepfarrer oder Ehefrauen.

Nicht alle ließen sich die Schließung oder Umgestaltung ihres Klosters gefallen. So verweigerten sich etwa die Nonnen des Zisterzienserinnenklosters Heilgengrabe in der Prignitz. Auch dieser hoch angesehene und durch Wallfahrten weithin bekannte Konvent sollte sich der 1540 verabschiedeten reformatorischen Kirchenordnung unterwerfen. Um Druck auf die Heiligengraber Nonnen auszuüben, übertrug der Kurfürst die Verwaltung des Klosterbesitzes lokalen Adligen, von denen Rücksicht auf die Interessen des Konvents nicht zu erwarten war. Gegen die Einführung der Reformation und gegen die faktische Enteignung wehrten sich die Nonnen, indem sie ihre familiären Beziehungen nutzten: Einige von ihnen kamen aus dem Prignitzer Adel und konnten ihre Familien für ihre Ziele einspannen. Einige Zeit konnten sie sich so der Bedrohung von außen widersetzen und ihr hergebrachtes Klosterleben weiterführen. Bei einem Versuch des Klosterverwalters, das Kloster mit Gewalt zu besetzen, sollen die Nonnen die Angreifer sogar mit Steinen und Knüppeln zurückgeschlagen haben.

Der Konflikt zog sich bis 1548 hin. Dann schlossen die Heiligengraber Nonnen einen Vertrag mit dem Kurfürsten: Die Nonnen akzeptierten die kirchlichen Reformen – und durften im Gegenzug als Gemeinschaft im Kloster bleiben. Mochte ihr Widerstand gegen die Reformation nicht erfolgreich gewesen sein, ihre Selbständigkeit hatten sie bewahrt. Der Konvent bestand weiter als evangelisches Damenstift, in dem adlige Frauen in geistlicher Gemeinschaft lebten. Nicht zuletzt wegen dieser Kontinuität geistlichen Lebens vor Ort hat sich der Klosterkomplex bis heute erhalten und ist ein lohnenswertes Ausflugsziel.

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