Neuerscheinung: „Johann Tetzel und der Ablass“ – Begleitband zur Ausstellung in Jüterbog

Im Lukas-Verlag ist jetzt der Begleitband zur Jüterboger Tetzelausstellung erschienen, die Anfang September eröffnet werden wird und eine auf neuesten Forschungen basierende, Tetzels Person und Wirken historisch gerecht werdende Würdigung dieser Protagonisten der frühen Reformationsgeschichte präsentiert. Der Begleitband dokumentiert die wissenschaftliche Arbeit, auf der diese Würdigung beruht. In vielerlei Hinsicht markiert er einen Fortschritt gegenüber dem bisherigen Stand der Forschung und dürfte ein neues Standardwerk werden.

Was das Wirken Tetzels in der Mark Brandenburg angeht, findet sich in dem Band allerdings nichts Neues. Die Quellenlage für Tetzels Tätigkeit im Kurfürstentum Brandenburg ist schlecht, und man muss die überlieferten Nachrichten sogar noch weit kritischer sehen, als es die Autoren des Begleitbands tun. So sind die Quellen für den Ablassvertrieb in Beelitz und Beeskow (das erst einige Jahre nach der Ablasskampagne zum Herrschaftsbereich der brandenburgischen Hohenzollern hinzukam) so wenig vertrauenswürdig, dass man sie für eine Rekonstruktion des Vertriebs des Petersablasses in der Mark Brandenburg schwerlich verwerten kann; ein Berliner Aufenthalt Tetzels im Herbst 1517 ist nur durch einige unsichere Quellenzeugnisse belegbar; ein Berliner Aufenthalt Tetzels Anfang 1518 ist überhaupt nicht belegbar (der als Beleg dafür herangezogene – unsicher überlieferte – Ablassbrief ist auf 1517 datiert, was nicht zwingend ein Überlieferungsfehler sein muß); ein Ablassvertrieb in Crossen ist nicht belegbar, wie überhaupt die Deutung der in den Breslauer Kapitelsakten überlieferten Notizen dazu in der Forschung umstritten ist (schlesische Kirchenhistoriker wie Paul Konrad oder Kurt Engelbert bezweifeln, dass Bischof und Domkapitel den Ablass zugelassen haben, ja es ist nicht einmal sicher, ob es sich um den Petersablass gehandelt hat). Was den Ablassvertrieb in der Mark Brandenburg und im nordöstlichen Gebiet der Magdeburger Kampagne angeht, gibt es somit noch offene Fragen. Angesichts der schlechten Quellenlage dürften diese Fragen vorerst weiterhin offen bleiben.