Altmark

Die Altmark war im 16. Jahrhundert die westliche Grenzregion des Kurfürstentums Brandenburg. Seit dem frühen Mittelalter war dieses Gebiet christianisiert worden und hatte eine reiche kirchliche Kultur entwickelt. Als 1517/18 im unweit elbaufwärts gelegenen Wittenberg der Ablassstreit begann und um 1520 die reformatorische Bewegung entstand, wirkte sich dieser kirchliche Neuaufbruch auch auf die Altmark aus. Schon während der 1520er Jahre verbreiteten sich hier durch Flugschriften, Lieder und Prediger evangelische Ideen und es kam zu ersten Veränderungen des kirchlichen Lebens. Unterstützer fand die Reformation im städtischen Bürgertum und beim ländlichen Adel. Allerdings hemmte die antireformatorische Kirchenpolitik von Kurfürst Joachim I. bis 1535 die Ausbreitung der reformatorischen Bewegung und verhinderte weitergehende Reformen der Kirche. So unterdrückte der Kurfürst 1530 gewaltsam reformatorische Bestrebungen in Stendal.

Mit dem Regierungsantritt von Joachim II. 1535 wurde die Reformation zwar noch nicht freigegeben, aber viele altmärkische Städte und Adlige ergriffen im Vorgriff auf die vom Kurfürsten geplanten kirchlichen Reformen erste Maßnahmen, beriefen etwa evangelische Prediger oder sicherten das Kirchen- und Klostervermögen. Nach der offiziellen Einführung der Reformation im Kurfürstentum Brandenburg 1539/40 wurde die Altmark dann zwischen 1540 und 1542 in mehreren Anläufen visitiert: Die kurfürstliche Visitationskommission dokumentierte die kirchlichen Verhältnisse vor Ort und ordnete sie nach Maßgabe der evangelischen Kirchenordnung von 1540 neu. Die Klöster und Kollegiatstifter wurden zu evangelischen Lebensgemeinschaften umgestaltet, wobei ein Teil von ihnen kaum noch Mitglieder hatte und bald einging, einige Frauenkonvente allerdings als evangelische Damenstifter noch Jahrhunderte weiter existierte.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts blühte in der Altmark die lutherische Konfessionskultur auf, die durch reiches Gottesdienstleben, intensive Frömmigkeitspraxis und schulisches Bildungsbemühen bestimmt war.

Andreas Stegmann

Artikel zur Reformation in der Altmark: Stendaler Volksstimme 29. Juli und 12. August 2017 (bereitgestellt mit Genehmigung der Stendaler Volksstimme)

Literatur:

Creutzburg, Reinhard: Martin Luthers Lieder und Justus Jonas‘ Predigt als Anstöße zur Reformation in Stendal (JBBKG 70, 2015, 30–50)

Danneil, Johann Friedrich: Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel. Mit einem Urkundenbuch, Halle 1842

Enders, Lieselott: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts), Berlin 2008

Müller, Julius; Parisius, Adolf (Hgg.): Die Abschiede der in den Jahren 1540–1542 in der Altmark gehaltenen ersten General-Kirchen-Visitation mit Berücksichtigung der in den Jahren 1551, 1578–79 und 1600 gehaltenen Visitationen, zwei Bände, Magdeburg bzw. Salzwedel 1889‒1929 (Neudruck Potsdam 2012)

Schneider, Siegfried: Die Reformation in der Altmark (in: „Dem Wort nicht entgegen …“. Aspekte der Reformation in der Mark Brandenburg, hg. v. Hans-Ulrich Delius u.a., Berlin 1988, 86–97)

Scholz, Michael: Die Reformation in den kleineren Städten und Flecken der Altmark (JBBKG 70, 2015, 51–68)

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