Musculus, Andreas (1514–1581)

Andreas Musculus

Andreas Musculus

Andreas Musculus war als Theologieprofessor an der Unversität Frankfurt (Oder) und als Generalsuperintendent des Kurfürstentums Brandenburg eine der wichtigsten kirchlichen Führungspersönlichkeiten der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Brandenburg. 1514 geboren im sächsischen Schneeberg studierte er in den 1530er und frühen 1540er Jahren in Leipzig, Wittenberg und Frankfurt. Besonders geprägt wurde er durch Martin Luther.

1542 wurde Musculus Prediger an St. Nikolai in Frankfurt (Oder) und stieg 1544 zum Pfarrer an St. Marien auf. Von 1544 bis 1581 bekleidete er zugleich eine theologische Professur an der Frankfurter Universität. Solch eine kirchlich-akademische Doppelverantwortung war nicht unüblich in der Zeit und führte bei vielen, so auch bei Musculus, zu enger Verbindung und wechselseitiger Befruchtung von pastoraler und theologischer Arbeit. 1566 wurde er als Nachfolger von Johannes Agricola zum brandenburgischen Generalsuperintendenten ernannt und war damit der führende Geistliche des Territoriums. Sein Frankfurter Gemeinde- und Lehramt behielt er. In seinen unterschiedlichen Funktionen war er führend beteiligt an der Ausgestaltung der reformatorischen Kirche in der Stadt Frankfurt und im Kurfürstentum Brandenburg. Eine lange Reihe erbaulicher und theologischer Werke (Bibliographie Andreas Musculus) bezeugt sein Bemühen um die Propagierung einer lutherischen Konfessionskultur. Drei Themen galt sein besonderes Interesse: 1. der grundlegenden Unterweisung im Glauben und Leben eines Christen (etwa durch seine Katechismen oder Gebetbücher), 2. der lutherischen Rechtfertigungslehre (Hamartiologie, Christologie, Soteriologie, Sakramentslehre, Ethik) und 3. der Unterweisung über die anbrechende Endzeit (etwa in seinen Aufrufen zur Buße und in seinen Teufelbüchern). Theologiegeschichtlich bedeutsam ist Musculus durch seine Beteiligung an den innerlutherischen Lehrauseinandersetzungen in den 1550er und 1560er Jahren sowie durch seine Beteiligung am Konkordienwerk in den 1570er Jahren.

Andreas Stegmann

Weiterführende Literatur:

Grimm, Heinrich: Die deutschen „Teufelbücher“ des 16. Jahrhunderts. Ihre Rolle im Buchwesen und ihre Bedeutung (Archiv für Geschichte des Buchwesens 2, 1958–1960, 513–570)

Koch, Ernst: Andreas Musculus und die Konfessionalisierung im Luthertum (in: Die lutherische Konfessionalisierung in Deutschland, hg. v. Hans-Christoph Rublack, Gütersloh 1992, 250–270; wieder in: Ernst Koch: Studien zur Theologie- und Frömmigkeitsgeschichte des Luthertums im 16. bis 18. Jahrhundert, Waltrop 2005, 203–227)

Spieker, Christian Wilhelm: Lebensgeschichte des Andreas Musculus, […] Ein Beitrag zur Reformations- und Sittengeschichte des 16ten Jahrhunderts, Frankfurt (Oder) 1858

Splett, Jürgen: Musculus (Meusel), Andreas (in: Lothar Noack u. Jürgen Splett: Bio-Bibliographien. Brandenburgische Gelehrte der Frühen Neuzeit. Mark Brandenburg mit Berlin-Cölln 1506–1640, Berlin 2009, 391–423)

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